Dienstag, 26. Mai 2015

Alles digital - „Muss ich oder muss ich nicht?“ fragen sich viele kleine und mittlere Unternehmen

Egal in welchem Medium Sie in diesen Tagen unterwegs sind, an einem Thema führt kein Weg vorbei: Digitalisierung. Warum? 


Die Digitalisierung verändert unsere Welt massiv. Dabei ist nicht nur unsere Arbeitswelt in allen Branchen betroffen, sondern auch unserer Privatleben. Jeder bekommt diese Veränderung gerade hautnah mit. Wir werden zu Zeitzeugen eines Veränderungsprozesses, der vermutlich tiefgreifender als die industrielle Revolution sein wird. Das ist spannend und verwirrend zugleich. Schließlich ist nicht nur von Digitalisierung, sondern von Enterprise 2.0, Kunde 3.0, Arbeit 4.0, Internet der Dinge oder Industrie 4.0 die Rede. Um nur einige der Begriffe zu nennen, über die zunehmend zu lesen ist.

Ein Versuch der Orientierung


Unter Digitalisierung versteht man die Aufbereitung analoger Informationen zur Speicherung oder Weiterverarbeitung in einem digitalen System. Im Sprachgebrauch wird Digitalisierung deshalb oft auch gleichgesetzt mit „papierlosen Büro“, eine Beschreibung, die viel zu eng ist.

Enterprise 2.0
Der Begriff „Enterprise 2.0“ wurde 2006 erstmals von dem Harvard-Professor Andrew McAfee in seinem Artikel „Enterprise 2.0: The Dawn of Emergent Collaboration“ öffentlich benutzt. Es geht dabei um Social Media Tools wie Blogs, Foren oder Wikis mit denen von oder zwischen Unternehmen, ihren Mitarbeitern und Partnern kommuniziert wird. Mit Hilfe dieser webbasierten Software sollen bisher verborgende Effizienz-, Wissens- und Innovations-ressourcen zur Steigerung der Unternehmensperformance genutzt werden. 


Kunde 3.0
Durch Internet und Social Media hat sich das Verhalten der Verbraucher grundlegend verändert. Dank Zugang zu unterschiedlichen Informationsquellen ist der Kunde 3.0 informierter als Kunden früher. Die Recherche im Internet gehört für ihn vor jeder Kaufentscheidung zum Standard: Die Suche nach möglichen Alternativen, die Recherche nach Referenzen sowie der Preisvergleich und die schnelle Verfügbarkeit des Produkts. Der Kunde 3.0 ist anspruchsvoll, er erwartet mehr als nur Standard Massenware, er sucht das individuelle und er will vor allem umworben werden. 

Quelle: http://www.findologic.com/blog/der-kunde-3-0
 
Die Herausforderung der Unternehmen besteht darin, Kunden auf den für sie richtigen (= präferierten) Kommunikationskanälen zu erreichen, sie zu überzeugen und immer wieder aufs Neue zu begeistern.

Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang auftaucht: Customer Experience Management. Darunter versteht man, positive Erlebnisse für den Kunden an den jeweiligen Kundenkontaktpunkten (= sämtliche Punkte, an denen ein (potentieller) Kunde mit einem Unternehmen in Berührung kommt) zu schaffen, um auf diese Weise eine emotionale Beziehung zwischen Kunden und Unternehmen aufzubauen, die Kunden langfristig zu Fans des Unternehmens machen. 

Arbeit 4.0
Dabei handelt es sich um einen Sammelbegriff für die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt. 


Laut dem Monitoring-ReportDigitale Wirtschaft 2014 fällt die Digitalisierung in den einzelnen Branchen noch unterschiedlich aus. Einen hohen Digitalisierungsgrad haben bereits IT, Telekommunikations-, Medien, Rundfunk, Finanz- und Versicherungsbranche. Im Jahr 2014 nutzten laut Statistischem Bundesamt 54% der Beschäftigten in Deutschland bei der Arbeit einen Computer mit Internetanschluss. Nicht nur im Büro, auch in der Produktion schreitet die Digitalisierung voran. Es stellt sich somit die Frage wie wird Arbeit in einer digitalen Ökonomie aussehen?
Auf der Auftaktveranstaltung am 22. April 2015 hat das Arbeitsministerium ein Grünbuch, welches die Herausforderungen der zukünftigen Arbeitswelt benennt, vorgestellt.


Industrie 4.0
Darunter versteht man die durch das Internet getriebene 4. Industrielle Revolution*). Hierbei spielt die Entwicklung intelligenterer Überwachungs- und autonomer Entscheidungsprozesse eine zunehmend wichtige Rolle, mit dem Ziel ganze Wertschöpfungsprozesse und Unternehmen nahezu in Echtzeit zu steuern und zu optimieren. Dabei geht es nicht nur darum die Produktionsprozesse immer weiter zu optimieren, sondern die neue Generation von Produkten kann durch Maschine-zu-Maschine-Kommunikation (M2M) über das Internet Informationen austauschen, Aktionen auslösen und sich gegenseitig steuern. Für Anbieter solcher Produkte ergeben sich vielfältige, bisher noch nicht vorstellbarer Service Angebote, je nach Umfang sogar neue Geschäftsmodelle.


Industrie 4.0 ist ein Zukunftsprojekt im Bereich der Hightech-Strategie der deutschen Bundesregierung mit dem Ziel, die deutsche Industrie in die Lage zu versetzen, für die Zukunft der Produktion gerüstet zu sein. Seit April 2015 gibt es eine Plattform zum Thema. 

Wie groß ist der digitale Nachholbedarf?


Viele Unternehmen können die aktuelle Diskussion nur bedingt nachvollziehen. Sie gehen davon aus, dass sie bereits in einer digitalen Welt leben. Hinterfragt man die „digitale“ Situation in diesen Unternehmen, so stellt sich heraus, dass die meisten Informationen noch nicht digital erfasst sind. Sie sind entweder in Ordnern oder in den Köpfen der Mitarbeiter. Somit sind sie weder strukturiert noch nutzbar. Der zeitnahe und schnelle Austausch zwischen Gruppen-/und /oder Fachbereichen ist nicht möglich, wertvolle Zeit geht verloren und die Chance, individuell auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen wird nicht ausgeschöpft. In vielen Fällen geht für Standardabläufe wie Angebotserstellung, Bestellwesen oder Fakturierung wertvolle Zeit verloren. Zeit, die in der Beratung und individuellen Kundenansprache einfach fehlt und zum Wettbewerbsnachteil wird.

Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt: sie wird schneller, mobiler, virtueller und vernetzter. Unternehmen, die die Chancen, die sich aus dieser Veränderung für sich erkennen, haben die Nase vorn. 

Wie anfangen?


Für den Start ist es hilfreich, den bisherigen Grad der Digitalisierung im Unternehmen festzustellen. Dabei ist es ratsam, sich die folgenden 3 Bereiche einmal genauer anzuschauen: 
 

Mit Blick auf die 3 anstehenden Handlungsbereiche werden Sie zustimmen, dass die Frage „muss ich oder muss ich nicht“ rein rhetorisch zu verstehen ist. So wie Ihre Kunden Ihnen sagen, ob Ihre Produkte und Dienstleistungen gut sind oder nicht, so werden sie Ihnen sagen, was Sie „müssen“. Vorausgesetzt Sie hören Ihren Kunden gut zu. Je nachdem welche Technik Sie sich zu Nutze machen, können Sie nicht nur schneller als der Wettbewerb, sondern auch schneller als Ihre Kunden es von Ihnen erwarten, sein.


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*) Ergänzung:
Ende des 18. Jahrhunderts: 1. Industrieelle Revolution mit der Einführung mechanischer Produktionsanlagen; 2. Industrielle Revolution mit der arbeitsteiligen Massenproduktion Mitte der 1970er Jahre sowie die bis heute andauernde 3. Industrieelle Revolution mit der durch den Einsatz von Elektronik und IT getriebene Automatisierung von Produktionsprozessen